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Sowares von Europa / Österreich / Kaiser Franz Josephs Automobilfahrt
Neues Rathaus in Laa an der Thaya.
   

Kaiser Franz Josephs Automobilfahrt

Der 60. Jahrestag der Regierungszeit von Kaiser Franz Joseph I. fiel im Jahre 1908, gefeiert auch in Bad Ischl im Salzkammergut, wo der Jubilar am 26. Juni eintraf. Begrüßt wurde der Kaiser selbstverständlich schon am Bahnhof – zur Freude für das Auge mit mehreren Blumenkörben, aber auch zum besonderen kulturellen Erlebnis von einem Chor der auf einer speziell für diesen Anlass errichteten Tribüne stehenden 400 singenden Knaben [1]. Der bekannte österreichische Kurort, so beliebt und gerne zeitlebens besucht durch den Herrscher, emfang somit wieder seinen Stammgast.

Sechs Wochen später fungierte hier der Kaiser selbst als Gastgeber, wartend auf die Ankunft des englischen Königs Eduard VII. am 12. August. Nach einem dem Rang beider Personen entsprechenden Empfang begaben sich die Herren langsam zum gemeinsamen Speisen in der aufgund der Ankunfszeit des Königs nicht ganz definierten Form zwischen Frühstück und Mittagessen (déjeuner). Am Essen nahmen auch unter anderem die jüngere Tochter des Kaisers, Maria Valeria, Mitglieder des österreichischen Hofes sowie natürlich englische Gäste teil. Der Nachmittag ging dann mit einem äußerst außergewöhnlichen Ereignis in die Geschichte ein: Kaiser Franz Joseph stieg das erste und – wie sich zu seiner Freude bald erwies – das letzte Mal in ein Automobil [2] – das Auto der älteren Tochter Gisela, mit dem sie nach ihrem Sommerurlaub in München nach Bad Ischl kam. Die Fahrt zum nördlich gelegenen Attersee dauerte bei einer Fahrzeuggeschwindigkeit von 30-35 km/h 80 Minuten in beide Richtungen und verlief sehr angenehm für die Teilnehmer, jedoch mit Ausnahme von Franz Joseph, der für diese Art von Fortbewegungsmittel keine Begeisterung zeigte, um es milde auszudrücken.

Bekanntlich gab es seitens des Kaisers keine persönliche Vorliebe für moderne Technik, obwohl er paradoxerweise viele Errungenschaften des Fortschritts und der Industrialisierung in den Alltag seiner Untertanen mit Erfolg einführte. Nun selbst benutzte Franz Josef beispielsweise nie einen Aufzug und ebenso kein enziges Mal ein Telefon. Die mit der Maschine geschriebenen Briefe und Dokumente, im Gegensatz zu den wie üblich handgeschriebenen, las der Kaiser mit offensichtlichem Widerwillen [3].


  1. [↑] Simkowsky, Hans. Es war einmal… Kaiser Franz Josef I in der Sommerresidenz zu Ischl. Wien: Verlag Dr. Hans Simkowsky, 1959. S. 63.
  2. [↑] Ebenda, S. 64.
  3. [↑] Ebenda, S. 65.

Auf dem Titelbild: Neues Rathaus in Laa an der Thaya (in Niederösterreich) mit einer für die Kaiserjubiläen typischen Inschrift „Zur Erinnerung a. d. 50 Jahr Reg. Jubilaeum Sr. Majestaet Kaiser Franz Josef I Anno Dom. MDCCCXCVIII“ – hier bezogen auf das Jahr 1898.

Der Artikel wurde aus dem Polnischen übersetzt.

Autor: Veröffentlicht im: 2024/01Zuletzt aktualisiert im: 2024/02Kategorien: ÖsterreichAufrufe: 173
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