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14 alte Alben

Trotz der modern Zeit, in der wir heute leben, haben Bücher kein wenig an Ansehen verloren, zumindest nicht in Österreich. Sie sind genauso populär wie vor 20, 30 oder 40 Jahren. Kaufen kann man sie nicht nicht nur in der Buchhandlung oder kleineren Geschäften, sondern auch bei der Post, am Flohmarkt oder auch im Internet. Große und spannende Alben sowie lange Erzählungen verlieren ebenfalls nicht an Beliebtheit. Taschenbücher werden hierbei jedoch allmählich von E-Books verdrängt und die Nachrichten liest man hauptsächlich auf dem Smartphone. Dies hat aber immer noch keinen Einfluss darauf, wie sehr wir dennoch unsere Bücher schätzen.

Offenbar ist dieser Respekt vorm Gedruckten auch der Grund dafür, dass Viele ihre Bücher, die sie nicht mehr gebrauchen, nicht etwa wegschmeissen, sondern jene in z.B. der Hausstiege „ausstellen“. Zwar steht solch eine Vorgehensweise in Konflikt mit den im Schaufenster aufgehangenen Hinweisen zum Thema Brandschutz, jedoch wird sie mittlerweile von der Gesellschaft scheinbar toleriert. Vielleicht liegt dies daran, dass der Großteil des ausgestellten Materials binnen weniger als einer Stunde wieder verschwindet.

Glücklicherweise nehme ich ebenso an dieser „Tradition“ teil, indem ich regulär gepflegte und meistens auch sehr wertvolle Alben, Erzählungen, Dokumentationen und Biografien mit nach Hause schleppe. Als Beispiel würde ich gerne über eine 14-teilige Serie von Time-Life Alben aus dem Jahre 1973 reden, welche ich eines Tages neben den Briefkästen in meiner Stiege gefunden habe. Vier davon waren mit einer originellen Schutzfolie umhüllt, sprich sie wurden noch niemals geöffnet!

In einem von den vier Alben, mit dem Titel „Die Neandertaler“, befanden sich gewisse Bilder, mit einem besonderen Kommentar:

„Typisch für die falschen Vorstellungen von den Neandertalern, die Experten wie Laien irreführten, sind diese Diorama-Figuren einer Mutter mit Kind und zweier Männer mit Werkzeugen, die jahrelang in einem Chikagoer* Museum gezeigt wurden. Ihre gekrümmten Schultern, die herabbaumelnden Arme und affenartige Haltung sind, gelinde gesagt, Übertreibungen. Am meisten täuscht jedoch ihr dümmlicher Ausdruck – in Wirklichkeit waren die Neandertaler Menschen von beachtlicher Intelligenz.“.

Nachdem ich diesen Kommentar gelesen hatte, legte ich das Album auf meinen Schoss und begab mich in tiefe Gedanken. Seit mindestens 44 Jahren weiß man also, dass die Neandertaler nicht „dumm“ oder „primitiv“, sondern ganz normale Menschen waren, genauso wie wir. Natürlich wusste auch ich viel früher davon, jedoch hatte ich in jenem Moment einen zusätzlichen Beweis dafür gefunden… und zwar in Form eines Album, welcher den Wissensstand aus den 70er-Jahren repräsentierte. In meinen Händen hielt ich eine echte Zeitkapsel!

Zitat: „Die Frühzeit des Menschen, Die Neandertaler“ von George Constable und der Redaktion der Time-Life Bücher, Seite 21. © 1973 Time-Life International (Nederland) B.V.

* ursprüngliche Schreibweise

Autor: Veröffentlicht im: 2017/03Zuletzt aktualisiert im: 2023/02Kategorien: ÖsterreichAufrufe: 748
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